an Abdankung vom 22. August 2013
Anfangs 1999 bewarb ich mich als junger Anwalt bei einer Reihe von kleineren und mittleren Wirtschaftskanzleien in Zürich.
In den Vorstellungsgesprächen wurde stets ausgiebig über die Anzahl verrechenbarer Stunden gesprochen, die ein Anwalt im Jahr zu leisten habe. Breiten Raum nahm auch die Darstellung ein der grossen, Bewunderung erheischenden Leistungen der jeweiligen Kanzlei.
Bei Wartmann & Merker war das anders. Über verrechenbare Stunden wurde nicht gesprochen. Selbstlob war kein Thema. Stattdessen erklärte Thomas Wartmann: Sein Partner Ruedi Merker und er hätten sich über die Zukunft Gedanken gemacht. Wollten sie von einem Tag auf den anderen schliessen? Oder sollte die Kanzlei langsam auslaufen? Thomas und Ruedi wollten beides nicht. Sie hatten einen dritten Weg im Auge, die Strategie «Avanti». Was sie begonnen hatten, sollte auch nach ihnen weitergeführt werden.
Ich entschied mich dann für «Avanti»: Mir imponierte an Thomas Wartmann und Ruedi Merker eine eigentümliche Mischung aus fachlicher Kompetenz, einem nüchternem, pflichtbewussten Engagement für die Klienten, unaufgeregter Bescheidenheit, und vorgelebter Einsicht, dass es viel Lebenswertes gibt ausserhalb des Büros – im Falle von Thomas zum Beispiel das Theater. In dieser Kanzlei wurde gelassen und entspannt gearbeitet, aber auf hohem Niveau.
Die folgenden Jahre brachten Höhen und Tiefen, aber unter der wohlwollenden Anleitung und der schützenden Hand von Thomas und Ruedi gedieh und wuchs die Kanzlei. Es traten weitere Juristen, Juristinnen und Mitarbeitende ein. Einige schieden wieder aus; andere blieben. Alles war auf bestem Weg.